Geschichten zum Träumen, Nachdenken und Lachen


Ich will dich vor dem Ertrinken bewahren, sagte der Vogel, hob den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn sanft auf einen Baum.

 

Auch das ist Kunst, ist Gottes Gabe,

aus ein paar sonnenhellen Tagen

sich soviel Licht ins Herz zu tragen,

dass, wenn der Sommer längst verweht, 

das Leuchten immer noch besteht.

 

Johann Wolfgang von Goethe

 

Der Geist
Auf dem Sterbebett nimmt eine Frau ihrem Mann das Gelöbnis ab, sich nach ihrem Tod mit keiner anderen Frau mehr einzulassen. Wenn du dein Versprechen brichst, werde ich als Geist jede Nacht zurückkehren und dir keine Ruhe lassen. Doch einige Monate später verliebt sich der Mann. In der nächsten Nacht erscheint ihm der Geist seiner Frau und beklagt sich bitter über seine Untreue. So geht es Nacht für Nacht. In seiner Verzweiflung wendet sich der Mann an einen Zen-Meister. "Was macht sie so sicher, dass es sich um einen Geist handelt?" "Der Geist weiß nicht nur alles, was ich sage und tue, sondern auch alles, was ich denke und fühle." "So? Das muss ein sehr weiser Geist sein ...Wenn er das nächste Mal erscheint, so schlagen sie ihm folgenden Handel vor: Sagen sie ihm, dass sie die Verbindung zu der Frau lösen werden, wenn der Geist ihnen eine bestimmte Frage beantworten kann." "Was für eine Frage?" Der Meister sagte: "Hier habe ich eine Tüte voll Linsen. Öffnen sie die Tüte nicht und fragen sie heute Nacht den Geist ihrer Frau, wie viele Linsen in der Tüte sind." Als der Geist in der Nacht wieder erschien, sagte er sogleich: "Ich weiß, dass du heute bei diesem Zen-Meister warst, das wird dir nichts nützen." "So? Dann weißt du ja über den Handel Bescheid. Sag mir, wie viele Linsen befinden sich hier in dieser Tüte?" Da war kein Geist mehr, um die Frage zu beantworten. Am nächsten Tag bedankte sich der Mann bei dem Meister und bat um eine Erklärung. Der Meister lächelte: "Ist es nicht seltsam, dass dein Geist nur das wusste, was du wusstest?"

aus: Bewusstseins-Erheiterung. Verlag Marco Aldinger

 

Der verlorene Schlüssel

Unter einer Straßenlaterne steht ein Betrunkener und sucht und sucht. Ein Polizist kommt daher, fragt ihn, was er verloren habe, und der Mann antwortet: „Meinen Schlüssel.“ Nun suchen beide. Schließlich will der Polizist wissen, ob der Mann sicher ist, den Schlüssel gerade hier verloren zu haben, und jener antwortet: „Nein, nicht hier, sondern dahinten - aber dort ist es viel zu finster.“
aus: Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein

 

Logik

Ich kannte mal einen kleinen Jungen in England, der seinen Vater fragte: „Wissen Väter immer mehr als Söhne?“, und der Vater sagte: „Ja“. Die nächste Frage war: „Papi, wer hat die Dampfmaschine erfunden?“, und der Vater sagte: „James Watt“. Darauf der Sohn: „- aber warum hat sie dann nicht James Watts Vater erfunden?“
aus: Gregory Bateson: Ökologie des Geistes

 

Der Prophet und die langen Löffel

Ein Rechtgläubiger kam zum Propheten Elias. Ihn bewegte die Frage nach Hölle und Himmel, wollte er doch seinen Lebensweg danach gestalten. „ Wo ist die Hölle - wo der Himmel?" Mit diesen Worten näherte er sich dem Propheten, doch Elias antwortete nicht. Er nahm den Fragesteller an der Hand und führte ihn durch dunkle Gassen in einen Palast. Durch ein Eisenportal betraten sie einen großen Saal. Dort drängten sich viele Menschen, arme und reiche, in Lumpen gehüllte, mit Edelsteinen geschmückte. In der Mitte des Saales stand auf offenem Feuer ein großer Topf voll brodelnder Suppe. Der Eintopf verbreitete angenehmen Duft im Raum. Um den Topf herum drängten sich hohlwangige und tiefäugige Menschen, von denen jeder versuchte, sich einen Teil der Suppe zu sichern. Der Begleiter des Propheten Elias staunte, denn die Löffel, von denen jeder dieser Menschen einen trug, waren so groß wie sie selbst. Nur ganz hinten hat der Stiel des Löffels einen hölzernen Griff. Der übrige Löffel, dessen Inhalt einen Menschen hätte sättigen können, war aus Eisen und durch die Suppe glühend heiß. Gierig stocherten die Hungrigen im Eintopf herum. Jeder wollte einen Teil, aber keiner bekam ihn. Mit Mühe hoben sie ihren schweren Löffel aus der Suppe, da dieser aber zu lang war, bekam ihn auch der Stärkste nicht in den Mund. Gar zu Vorwitzige verbrannten sich Arme und Gesicht oder schütteten in ihrem gierigen Eifer die Suppe ihrem Nachbarn über die Schulter. Schimpfend gingen sie aufeinander los und schlugen sich mit denselben Löffeln, mit deren Hilfe sie ihren Hunger hätten stillen können. Der Prophet Elias faßte seinen Begleiter am Arm und sagte: „ Das ist die Hölle!"

Sie verließen den Saal und hörten das höllische Geschrei bald nicht mehr. Nach langer Wanderung durch finstere Gänge traten sie in einen weiteren Saal ein. Auch hier saßen viele Menschen. In der Mitte des Raumes brodelte wieder ein Kessel mit Suppe. Jeder der Anwesenden hatte einen jener riesigen Löffel in der Hand, die Elias und sein Begleiter schon in der Hölle gesehen hatten. Aber die Menschen waren hier wohlgenährt und man hörte in dem Saal nur ein leises, zufriedenes Summen und das Geräusch der eintauchenden Löffel. Jeweils zwei Menschen hatten sich zusammengetan. Einer tauchte den Löffel ein und fütterte den anderen. Wurde einem der Löffel zu schwer, halfen zwei andere mit ihrem Eßwerkzeug, so daß jeder doch in Ruhe essen konnte. War der eine gesättigt, kam der nächste an die Reihe. Der Prophet Elias sagte zu seinem Begleiter: „ Das ist der Himmel!"

aus: Nossrat Peseschkian: Der Kaufmann und der Papagei. Fischer

 

Glück

Ein Rabbi hatte viele Jahrzehnte lang treu seine Pflichten an der Synagoge erfüllt. Eines Tages bat er Gott, ihm einen Wunsch zu erfüllen. „Gott, du weißt, wie treu ich in den vergangenen siebzig Jahren gewesen bin und wie fromm auch meine Frau dir gedient hat. Jetzt bitte ich dich um einen Gefallen: Lass mich in der Lotterie gewinnen!"

Es vergingen einige Wochen, aber nichts geschah. Es vergingen einige Monate... nichts! Etliche weitere Monate vergingen, und als immer noch nichts passierte, trat der Rabbi an den Schrein der Synagoge und rief laut: „Gott, gib mir doch endlich eine Chance!" Da vernahm er die Antwort Gottes: „Gib endlich du mir eine Chance. Kaufe ein Los!"

Aus J. F. Stroud: Anthony de Mellos kleine Lebensschule. Herder. Freiburg 2007. 42

 

 

Tierverse

 

Es war einmal ein Adler

Der hatte viele Tadler

Die machten ihn herunter

Und haben ihn verdächtigt

Er könne nicht schwimmen im Teich.

Er versuchte es sogleich

Und ging natürlich unter.

(Der Tadel war also berechtigt.)

 

Bertolt Brecht

 

 

 

 

Jeder Augenblick des Lebens

 

Georg Christoph Lichtenberg

 

Jeden Augenblick des Lebens,

er falle, aus welcher Hand des Schicksals er wolle, uns zu,

den günstigen, sowie den ungünstigen,

zum bestmöglichen zu machen,

darin besteht die Kunst des Lebens,

und das eigentliche Vorrecht eines vernünftigen Wesens.

 

 

 

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