Angst entsteht im Kopf

Angst ist ein lebensnotwendiger Affekt, der vor allem als Alarm- und Warnsignal bei der Bewältigung von Bedrohungen hilft.

Bei Angst kann man grob zwischen angemessener Angst (Alltagsangst) als Reaktion auf eine äußere Gefahr - ein Tier, ein Mensch bedroht mich, greift mich an - und der Vorstellung, etwas Gefährliches könnte passieren, unterscheiden.

Ich stelle mir z.B. vor, wie ich in der nächsten Prüfung plötzlich einen Blackout habe, überhaupt keinen Zugriff mehr auf mein angesammeltes Wissen. Je bedeutender die Prüfung, desto größer die Gefahr. Wenn ich in dieser Prüfung scheiterte, dann...

Je lebendiger ich mir das vorstelle, je detaillierter, desto heftiger reagiert der Körper. Er unterscheidet nicht zwischen realer und vorgestellter Gefahr. Die Folge: Herzrasen, trockener Mund, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit. Und meist passiert dann in der Prüfung genau das, was ich mir vorher so detailliert vorgestellt habe: Mein Denken ist blockiert.

Bei Angsterkrankungen werden die Gefahren überschätzt und die eigenen Bewältigungsfähigkeiten unterschätzt. Negative Bewertungen, Selbstzweifel, düstere Prognosen und Katastrophengedanken mit Verallgemeinerungen(nie, immer, alle, keiner) sind die Folge.

Die Angst entsteht im Kopf und Menschen mit großer Angst haben oft eine rege Vorstellungswelt.

Aber wenn Angst im Kopf entsteht, wenn sie durch intensive Vorstellungsbilder angefeuert wird, kann man dann nicht genau die Vorstellungsbilder nutzen, um die Angst zu bewältigen?

Phantasiereisen, Imaginationen, Mentalstrategien helfen gegen die Angst.

Aber auch Atemübungen und der achtsame Umgang mit dem eigenen Körper.

All das finden Sie im folgenden, aber auch in anderen Unterkapiteln(z.B. unter Burnout oder unter Schlafstörungen, bei Adoleszenz und direkt unter Phantasiegeschichten).

Viel Spaß mit den Übungen!

 

Die Angst klein denken



Meist ist das, wovor wir Angst haben, riesengroß und wir selber dagegen ganz klein.

Wir fühlen uns der Angst hilflos ausgeliefert.

 

In dem Bilderbuch "Selina, Pumpernickel und die Katze Flora" bekommt Selina plötzlich große Angst vor der Katze Flora, läuft vor ihr weg, die Katze hinter ihr her.

 

Je größer Selinas Angst wird, desto größer wird die Katze.

 

"Du musst Flora wieder klein machen", wispert die Maus Pumpernickel, die sich in Selinas Schürzentasche versteckt hat.

"Aber wie denn?", fragt Selina verzweifelt,"ich habe doch so große Angst".

"Eben", piepst Pumpernickel naseweis, "nur deine große Angst macht Flora so groß. Du musst auf sie zu laufen und ihr fest in die Augen sehen."

"Das schaffe ich nicht", entgegnet Selina,"dazu fehlt mir der Mut."

"Ach was! Mut hast du", bestärkt sie Pumpernickel,"du musst es nur versuchen." 

Selina hält an, dreht sich um, guckt Flora fest in die Augen und läuft auf sie zu.

Die Katze weicht zurück.

Mit jedem Schritt wird Selina mutiger und die Katze wird kleiner und kleiner.

"Siehst du", wispert Pumpernickel triumphierend, "es funktioniert". 

 

Wenn wir diese - auch schön bebilderte - Geschichte einmal zum Vorbild nehmen, welche Strategien gegen die Angst können wir daraus entwickeln?

 

Stellen Sie sich einmal eine Szene vor, die für Sie ängstigend ist.

Wir fangen einmal mit etwas eher Kleinem an.

Schüler - zum Beispiel - haben oft vor bestimmten Lehrern Angst.

 

Stellen Sie sich jetzt also den Lehrer - oder jemand anderen - in Aktion vor, auf einem Bildschirm, Sie können die Szene vor und zurück laufen lassen, schnell und langsam, an einer beliebigen Stelle halten Sie den "Film" an. Jetzt frieren Sie die Szene ein, machen ein Standbild daraus, einen Rahmen darum, und lassen jetzt das Bild immer kleiner werden. Nehmen alle Farbe aus dem Bild.

Wie geht es Ihnen damit?

Was passiert, wenn Sie das Bild heranholen und größer werden lassen? Entsteht ein unangenehmes Gefühl?

Und wo im Körper entsteht dieses Gefühl?

Und wenn Sie das Bild wieder weiter wegschieben, welche Gefühle empfinden Sie dann?

 

Machen Sie sich klar, dass Angst und innere Bilder in einem engen Zusammenhang stehen.

 

Es gibt Möglichkeiten, mit diesen inneren Bildern zu spielen.

 

Wir sind den Bildern nicht hilflos ausgeliefert.

 

Wie ich mit Angstvorstellungen im therapeutischen Prozess arbeite, können Sie in Sabrina nachlesen.

 

 

Buchstabenfreunde erfinden

Nimm einmal etwas, wovor Du Angst hast,

 

schreib das Wort auf

 

und jetzt:

 

mach aus jedem Buchstaben ein lustiges Bild.

 

Schau Dir das Bild an.

 

Was passiert mit Deiner Angst?

 

Verändert sie sich?

 

Wann immer Du an das Wort denkst, lass Deine Buchstabenfreunde aufmarschieren.

 

So verbindest Du eine Angstvorstellung mit einer lustigen/witzigen Vorstellung.

 

Vielleicht verändert das ja ein wenig Deine Angst?

 


 

Psychotherapeutische Praxis

Regina Konrad

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